Beiträge aus dem 
Schuljahr 2005 / 2006

 

Waldaktionstag

Statt wie jeden Mittwoch üblich sechs Stunden die Schulbank zu drücken, stand für die drei 8.Klassen des Gymnasiums am 11.Mai ein ganzer Tag Unterricht draußen in der Natur – hautnah vor Ort – auf dem Programm: der erste Waldaktionstag in der Geschichte des Gymnasiums. Bei einer solchen auch vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus unterstützten Veranstaltung sollen die Schüler Einblick erhalten in die Zusammenhänge der sie umgebenden Natur – schließlich wäre ohne das Wirken des Menschen ganz Mitteleuropa ein Waldland, gleichzeitig aber auch den Einfluss des Menschen auf dieses Ökosystem erkennen. Ein passendes, diesem Anspruch gerecht werdendes Thema war in Zusammenarbeit mit der ortsansässigen Forstverwaltung rasch gefunden. Mit viel Mühe arbeiteten Herr Dütsch von der Forstdienststelle Biberbach und seine Kollegen aus Kösching und Hofstetten, Herr Müller-Würzburger und Herr Hofweber, ein abwechslungsreiches, den Vormittag füllendes Programm aus.Von ihren Biologielehrern auf diesen Aktionstag vorbereitet, brachen die etwa 70 Achtkläßler dann am 11.Mai bei herrlichstem Sonnenschein und in Begleitung von Frau Porschke und Frau Schubert (Klassenlehrerin 8c) zu dem Unterrichtsgang in den Wald auf. Am Fuß des Arzberges wurde die Gruppe sogleich in Empfang genommen von den drei Förstern und dem Jagdhund Eika, der alsbald durch seinen Gehorsam und seine Geduld die Herzen der Schüler erobert hatte.
Oben auf dem Plateau des größten Durchbruchberges Europas angekommen, erhielten die Schüler zum Warmwerden gleich eine erste Aufgabe: In Gruppen waren möglichst unterschiedliche Blätter zu sammeln, auf einem Poster zu montieren und natürlich die Namen der Baumarten zu ergänzen. Denn vor allem Nachdenken über Zusammenhänge in der Natur, in unserer globalen Welt, stehen Grundkenntnisse über die Pflanzen- und Tierarten, aus denen die verschiedenen Ökosysteme sich zusammensetzen.
Den Jugendlichen die enorme Bedeutung des Waldes für unser globales Klima erfahrbar zu machen, war ein weiteres Ziel des Waldtages. Dies gelang beispielhaft mit dem Ballonspiel, bei dem die im Kreis stehenden Schüler atemzugweise verschiedengrüne Luftballons aufbliesen und so vor ihren Augen ein gesunder Mischwald aus größeren und kleineren Ballons entstand. Die im Inneren der grünen Hüllen gespeicherte Ausatemluft versinnbildlichte dabei gleichzeitig das im Holz der Bäume, in ihrer Biomasse, gespeicherte Kohlendioxid, das auch für den Treibhauseffekt, also die zunehmende Erwärmung unserer Atmosphäre, verantwortlich ist. Stirbt ein Baum ab und wird er durch zahllose Kleinlebewesen zersetzt, so wird das Kohlendioxid langsam wieder an die Atmosphäre abgegeben – Luft entweicht langsam aus den nicht verknoteten Ballons. Der gleiche Vorgang spielt sich bei der Verbrennung des Holzes ab – Stichwort „Nachwachsende Rohstoffe“. Dabei gelangt, wenn auch schneller (manche Ballons platzen), zumindest nicht mehr Kohlendioxid in die Luft, als in historischer Zeit kurz zuvor im Holz gebunden wurde. Anders dagegen verhält es sich bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle oder Erdöl, die durch einen zusätzlich eingeführten blauen Luftballon symbolisiert wurden. In diesen Brennstoffen wurde Kohlendioxid bereits in erdgeschichtlicher Zeit vor Jahrmillionen gespeichert, so dass sich das Leben auf unserer Erde an eine Atmosphäre mit geringerem Kohlendioxidgehalt „gewöhnt“ hat. Kommt es nun zu einer Freisetzung innerhalb weniger Jahrzehnte und somit zu einer massiven Erwärmung auf der Erde, so laufen zahlreiche Organismen Gefahr auszusterben. Es existieren Studien, denen zufolge unsere Nutzpflanzen in diesem Falle deutlich geringere Erträge liefern würden, die Welternährung somit noch weniger gesichert wäre als bislang. Ganz abgesehen vom Verbrauch der uns so lieb gewordenen Energieträger und davon, dass sie Grundlage vieler Wirtschaftszweige sind, oder von den Schäden durch Überschwemmungen und Stürme – allesamt Folgen der weltweiten Erwärmung, ist ein sorgsamer Umgang mit den fossilen Energieträgern, ein nachhaltiges Wirtschaften, daher unabdingbar.Dass ein solches Handeln im Sinne der Nachhaltigkeit nicht nur vor globalem Hintergrund wichtig ist, sondern auch die tägliche Arbeit des Försters in den Wäldern der nächsten Umgebung entscheidend prägt, konnten die Schüler bei der „Waldinventur“ selbst erfahren. Viel Geduld und einiges an Pflege ist nötig, bis ein Baum eine Höhe von 30m und eine stattliche Dicke erreicht und geerntet werden kann. Viel verdient ist dabei trotzdem noch nicht, lernte mancher erstaunter Schüler, beim Abmessen und Berechnen der Festmeterzahl eines Baumes und beim Abschätzen des Holzpreises. Nimmt man hinzu, dass der Förster den Wald insgesamt durch Aufforstungen, aber auch gezielte Auslichtungen so pflegt, dass auch künftige Generationen noch Holz ernten können, also beispielhaft nachhaltig wirtschaftet, und das schon seit mehreren Jahrhunderten, so kann man ermessen, dass man, um Förster zu sein, nicht nur eine Menge Verantwortung für die Gesellschaft übernimmt, sondern auch viel Liebe zur Natur im allgemeinen und zum Wald im Besonderen mitbringen muss. Beide aber geben ihrerseits auch wieder viel zurück an Erlebnissen – wie nicht nur der sonntägliche Spaziergänger, sondern auch unsere Gymnasiasten erleben durften. Da war zum Beispiel das vom Förster gedeutete Vogelgezwitscher, dass uns stets begleitete, oder eine unterkühlte und so leicht zu fangende Hornisse, die Aug´ in Aug´ betrachtet werden konnte, und nicht zuletzt die Spuren von Reh und Maus und den vielen anderen Bewohner der im Naturpark Altmühltal noch heilen Wälder. So konnten unsere Gymnasiasten ihren Mitschülern also insgesamt von einem erlebnisreichen Tag voll neuer Erfahrungen und Erkenntnisse berichten, den sie sicher länger in Erinnerung behalten werden als manchen „normalen“ Schultag.

Nicole Porschke