Beiträge aus dem 
Schuljahr 2004 / 2005

 

Theateraufführung

Das Verbrechen lauert überall

Frank Steber inszeniert die Kriminalkomödie 

„Keine Freunde! – Keine Feinde?“In unserer friedlichen Stadt gibt es keine Verbrecher“, meint Sergeant Smith (David Buchholz), doch sein Kollege Sergeant East (Korbinian Werthner) sieht das ganz anders. Wenn er zu Beginn des Stücks die Sitzreihen entlang patrouilliert, mit steinernem Gesichtsausdruck, aufrecht und übermäßig korrekt, läuft es so manchem Zuschauer kalt über den Rücken. Schließlich trägt er eine Original-Uniform und hat echte Handschellen dabei.
Regisseur Steber macht aus der Not eine Tugend: Eine traditionelle Theaterbühne gibt es nicht und so nutzt er die gesamte Aula als Spielstätte, so dass das Publikum hautnah ins Geschehen miteinbezogen wird. Der fehlende Theatervorhang wird durch eine akustische Lösung ersetzt. Bekannte Erkennungsmelodien aus Film und Fernsehen gliedern das Stück und erfreuen durch leise Anspielungen.
In der Kriminalkomödie „Keine Freunde! – Keine Feinde?“ von Barbara Peters rollen die beiden Polizisten den einzigen Fall auf, der sich je in ihrer idyllischen Kleinstadt zugetragen hat.
Das neureiche Ehepaar Halloway, überzeugend gespielt von Laura Baumann und Simone Eisenhofer, kümmert sich kaum um seine Tochter Lizzy (Alessa Rolka), setzt aber sämtliche Hebel in Bewegung, als sie entführt wird. Dazu engagieren die beiden Philipp Bluewater (Markus Martinelli), der alle klischeehaften Erwartungen an einen Detektiv erfüllt. Philipp Marlowe lässt grüßen…
Natürlich stellen sich die Verbrecher (Maximilian Huber, Julia Wirth und Anne Wegmann) äußerst ungeschickt an, wie sich das in Kriminalkomödien eben gehört, die Polizei trifft erst ein, als das Verbrechen eigentlich schon aufgeklärt ist, und der Detektiv kann den Fall nur lösen, weil die kleine Anne, die von Sophia Mosandl mitfühlend und geradezu liebevoll dargestellt wird, mitdenkt und den entscheidenden Hinweis gibt. Doch wie im richtigen Leben bleiben auch hier die wahren Helden unerkannt.
Freude macht dem Zuschauer vor allem die Kleinstadt-Prominenz. Melanie Walter verkörpert eine Ladenbesitzerin, die heimlich die Fäden zieht und überall mitmischt, so selbstverständlich, dass man meint, dieser Person schon einmal begegnet zu sein. Lady Honeybell (Karin Mössmer), Lady Morlow (Katharina Kuhr) und Lord Whitechaple (Korbinian Werthner) geben sich blasiert und arrogant, Miss Rosetree (Rebekka Gerschütz) macht auf sozial und Zofe Susi (Maria Dotzer) versucht immer wieder mit dem Detektiv zu flirten.
Die geradlinige Darstellung der altbekannten Typen gibt dem Stück seinen Reiz und lässt das Publikum schmunzeln. Manch einer mag sich fragen, ob er nicht den einen oder anderen Wesenszug auch bei sich entdecken könnte.
Echten Unterhaltungswert erhält die Komödie durch die souveräne Spielweise der jugendlichen Schauspieler, ihre natürliche Gestik und Mimik und die sichere Beherrschung des Textes.
Wenn man den begeisterten Applaus, mit dem das Publikum die Darsteller belohnt, als Maßstab ansetzt, dann hat sich dieses Schuljahr für den Wahlkurs Schulspiel und Kursleiter Frank Steber mehr als gelohnt.

Barbara Werthner